Demokratische Republik Kongo 12.05.2017

Todesdrohung gegen Familie von Journalisten

Joseph Kabila, Präsident der Demokratischen Republik Kongo © dpa

Reporter ohne Grenzen (ROG) verurteilt die jüngsten Schikanen gegen Journalisten in Kasai-Central, einer Provinz im Süden der Demokratischen Republik Kongo. Der Vizegouverneur drohte Edouard Diyi, Leiter eines Rundfunksenders in der Provinzhauptstadt Kananga, seine Frau und Kinder zu töten. Eine Gruppe bewaffneter Männer stürmte das Haus des Reporters Jérôme Mwana Nsthieyi. In den vergangenen Monaten wurden Journalisten in der Region wiederholt von lokalen Behörden und Milizionären bedroht und angegriffen.

„Die Drohungen gegen Journalisten in der Provinz Kasai-Central sind ein schamloser Angriff auf die Pressefreiheit und einer demokratischen Regierung unwürdig“, sagte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr. „Die Schikanen zielen einzig und allein darauf ab, kritische Journalisten zum Schweigen zu bringen. Die Verantwortlichen dürfen nicht straffrei davonkommen.“

Edouard Diyi berichtete Ende vergangener Woche über eine Demonstration vor dem Bürogebäude des Vizegouverneurs der Provinz Kasai-Central, Justin Milonga. Diyi leitet den Radio- und Fernsehsender Radio Télévision Kasaï Horizons (KHRT). Nach Angaben der lokalen ROG-Partnerorganisation „Journalisten in Gefahr“ (JED) griff Milonga den Journalisten verbal an.

Wortwörtlich sagte er: „Du bist also da, Edouard. Ich habe es dir schon oft gesagt, aber du veränderst dich nicht. Alle Mitglieder des lokalen Sicherheitsrates haben die Nase voll von dir. Ich werde dich verhaften lassen. Ich werde deinen Fall genau beobachten, um sicherzustellen, dass das passiert. Du kennst mich gut. Ich werde deinen Radiosender beseitigen. Wir kämpfen Tag und Nacht, um die Sicherheitslage zu bewältigen und du gießt immer nur Öl ins Feuer. Ich denke deine Frau und deine Kinder werden sterben müssen, damit du endlich verstehst.“

In der Stadt Mweka, rund 250 Kilometer nordwestlich der Provinzhauptstadt, fürchtet Jérôme Mwana Nsthieyi um sein Leben. Der Reporter des Senders Radio Télévision Mweka hatte zuvor einige brahmanische Priester kritisiert. Vergangene Woche stürmte eine Gruppe bewaffneter Männer am frühen Morgen sein Haus. Sie durchsuchten es in seiner Abwesenheit und nahmen seine Frau gewaltsam mit zum Haus des Verwalters der Region Mweka, Jean Shesh, wo ihr befohlen wurde, den Aufenthaltsort ihres Mannes zu verraten. Erst am Abend wurde sie wieder freigelassen.

Gefährliche Berichterstattung über Massaker 

Seit vergangenem Sommer kommt es in der Provinz Kasai-Central immer wieder zu Gewaltausbrüchen und Massakern. Journalisten, die darüber berichten, werden bedroht und mussten zum Teil aus der Region fliehen. Seit August 2016 kämpft die Miliz Kamuina Nsapu gegen die kongolesische Armee. Der Anführer der Miliz hatte sich gegen den kongolesischen Präsident Joseph Kabila und seine Regierung ausgesprochen. Im August wurde er von der Polizei ermordet. Seine Anhänger wollen seinen Tod rächen. Der Konflikt hat sich mittlerweile auf umliegende Regionen ausgeweitet. Seit August starben bei den Kämpfen mehr als 400 Menschen.

Im Februar zirkulierte in sozialen Medien ein Video, in dem Soldaten der kongolesischen Armee (FARDC) eine Gruppe von Menschen, die lediglich mit Stöcken bewaffnet waren, massakrierten. Die Regierung bestreitet die Echtheit des Videos und versucht, die Berichterstattung über die anhaltende Gewalt zu verhindern.

Laut ROG-Partnerorganisation JED haben Mitglieder der Kamuina Nsapu Miliz im Februar den Journalisten Fabrice Mfwamba bedroht und ihm vorgeworfen, mit den Soldaten der FARDC zusammenzuarbeiten. Er hatte zuvor über eine Operation der Armee gegen die Miliz berichtet. Mfwamba arbeitet beim Sender Radio Communautaire Moyo in der Stadt Tshimbulu rund 160 Kilometer südlich der Provinzhauptstadt Kananga.

Sosthène Kambidi, Journalist beim Sender Radio Télévision Chrétienne in Kananga, wurde von Soldaten verfolgt und bedroht, weil er in seiner Berichterstattung ein Massaker an rund 30 Menschen durch die Kamuina Nsapu Miliz erwähnt hatte. 

André Kambala, Journalist beim UN Radiosender Radio Okapi, wurde vom Leiter der lokalen Migrationsbehörde verbal angegriffen, weil er über die anhaltende Gewalt berichtet hatte. Lokale Milizionäre drohten Berry Mulanda, Radiojournalist beim Sender Dibaya Tabala, mit Enthauptung.

Feind der Pressefreiheit

Reporter ohne Grenzen zählt den kongolesischen Präsidenten Joseph Kabila zu den größten Feinden der Pressefreiheit weltweit. In seiner Amtszeit wurden mindestens elf Journalisten ermordet, ohne dass die Verantwortlichen dafür zur Rechenschaft gezogen wurden. Trotz Ablauf seines Mandats im Dezember 2016 blieb Kabila im Amt.

Mindestens ein Journalist sitzt derzeit wegen seiner journalistischen Arbeit in der Demokratischen Republik Kongo in Haft. Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht das Land auf Rang 154 von 180 Staaten und hat sich damit im Vergleich zum Vorjahr um zwei Plätze verschlechtert.



nach oben