Irak 04.04.2013

Todestag von Focus-Reporter erinnert an Gefahren für Journalisten im Irak

© Christian-Liebig-Stiftung

An diesem Sonntag (7. April) vor zehn Jahren wurde Christian Liebig als einziger deutscher Journalist im Irakkrieg getötet. Der Reporter des Magazins Focus hielt sich in einem US-Militärlager südlich von Bagdad auf, als dort eine Rakete einschlug. Vom Beginn des Kriegs im Irak im März 2003 bis heute sind dort mindestens 187 Journalisten wegen ihrer Arbeit gestorben.

Gewalt und politische Machtkämpfe bedrohen die Pressefreiheit in dem arabischen Land akut. Erst diese Woche verwüsteten mutmaßliche Milizionäre die Redaktionen der unabhängigen Zeitungen Al-Dustour, Al-Mustaqila, Al-Parliman und Al-Nas, die kritisch über einen schiitischen Geistlichen berichtet hatten. „Die irakische Regierung muss endlich Sicherheit für Journalisten schaffen und repressive Gesetze zurücknehmen“, forderte der Geschäftsführer von Reporter ohne Grenzen, Christian Mihr.

Nach dem Sturz Saddam Husseins war die Zahl der Publikationen im Irak in die Höhe geschossen, so dass schnell eine lebendige Medienlandschaft mit Hunderten Zeitungen, Rundfunksendern und Webseiten entstand. Doch die Freude über das Ende jahrzehntelanger Einparteienherrschaft mit völliger Kontrolle über die Medien währte nur kurz. Schon bald sahen sich Journalisten und Redaktionen neuen Behinderungen und Einschüchterungsversuchen durch Behörden und bewaffnete Gruppen gegenüber.

Im August 2011 wurde ein Gesetz über die Rechte von Journalisten verabschiedet, das den Zugang zu Informationen erschwert und Pressevergehen kriminalisiert. In Zeiten politischer Spannungen drohen die Behörden Medien reihenweise mit Schließung. Selbst in der relativ stabilen kurdischen Autonomieregion im Norden werden immer wieder Redaktionen überfallen, Journalisten festgenommen und misshandelt oder gewalttätig angegriffen. Auf der Rangliste der Pressefreiheit nimmt der Irak derzeit Platz 150 von 179 Ländern ein.

Die meisten der seit 2003 im Irak getöteten Journalisten waren Einheimische. Nach dem Ende der ersten Kriegsphase waren vor allem sie weitgehend ungeschützt der eskalierenden politischen Gewalt zwischen den Volks- und Religionsgruppen ausgesetzt, die zwischen 2004 und 2007 ihren Höhepunkt erreichte. Mehr als 90 Journalisten und Medienmitarbeiter wurden in den Kriegsjahren entführt, mehr als 30 von ihnen getötet. Wahrscheinlich mehrere Hundert irakische Journalisten sind zeitweise oder dauerhaft ins Exil geflohen.

Die massive Gewalt gegen Journalisten im Irakkrieg zeigte, dass die Konfliktparteien in der viel beschriebenen „Schlacht der Bilder“ immer weniger Rücksicht auf die Sicherheit von Berichterstattern nehmen. Selbst umsichtiges Verhalten der Reporter, gutes Training im Vorfeld und individuelle Schutzmaßnahmen sind dagegen unwirksam. Neue Risiken wie Attentate und Entführungen sind zu den traditionellen Gefahren des Krieges hinzugekommen. In Syrien ist derzeit die traurige Fortsetzung dieses Trends zu beobachten.



nach oben