Irak 29.08.2005

TV-Mitarbeiter von US-Soldaten erschossen

Flagge Irak

Reporter ohne Grenzen ist empört über den gestrigen Tod des Reuters-Tonassistenten Waleed Khaled durch US-Scharfschützen in Bagdad. Der Kameramann Haider Khadem, der ihn begleitete, wurde leicht verletzt und von den US-Soldaten in Gewahrsam genommen.

„Der heutige Zwischenfall, bei dem Khaled vorsätzlich mit fünf Schüssen niedergestreckt wurde, ist überaus beunruhigend“, so die Menschenrechtsorganisation. „Und umso mehr, da der verletzte Kadhem als einziger Augenzeuge festgenommen wurde.“ Reporter ohne Grenzen fordert, dass das US-Militär den Fall gründlich untersucht und sicher stellt, dass sich eine solche Tragödie nicht wiederholen kann.

Das Reuters-Fernsehteam war unterwegs, um über den Tod von zwei irakischen Polizisten im Bagdader Viertel Hay al-Adil zu berichten. Als sie dort ankamen, wurde Khaled von einer Kugel im Gesicht getroffen und von vier weiteren in der Brust. Sein Kollege Kadhem wurde leicht verletzt.

„Ich hörte Schüsse, schaute nach oben und sah einen amerikanischen Scharfschützen auf dem Dach eines Einkaufszentrums", sagte Kadhem zu anderen Journalisten, die wenige Sekunden später eintrafen. Danach wurde er von US-Soldaten festgenommen. Auch andere irakische Journalisten wurden zunächst festgehalten, kamen aber kurz darauf wieder frei.

Die US-Armee berichtete gestern über den Vorfall, Soldaten ihrer Task Force Bagdad hätten die irakischen Sicherheitskräfte nach dem Angriff bei der Suche nach den Tätern unterstützt. In der Erklärung des Militärs heißt es: „Ein Zivilist wurde während des Angriffs durch Schüsse getötet, ein zweiter wurde verletzt." Dass es sich bei den beiden um ein Fernsehteam handelte, erwähnte die US-Armee nicht.

Khaled ist der 66. Journalist oder Medienmitarbeiter, der seit Beginn des Irakkrieges im März 2003 ums Leben kam. Der Irak ist damit weiterhin das weltweit gefährlichste Land für Journalisten.

Im Irak starben bereits mehr Medienvertreter als im 20-jährigen Vietnamkonflikt von 1955 bis 1975, wo insgesamt 63 Journalisten getötet wurden. Im algerischen Bürgerkrieg zwischen 1993 und 1996 kamen 57 Journalisten um, im früheren Jugoslawien sind es 49 Journalisten zwischen 1991 und 1995 gewesen.

Seit den ersten Tagen des Irakkriegs sind Journalisten dort Ziele der Gewalt: 22 sind entführt worden. Bis auf einen sind alle wieder frei; der italienische Journalist Enzo Baldoni wurde von seinen Entführern hingerichtet. Zwei Journalisten werden noch im Irak vermisst.

Weitere Informationen:
Reporter ohne Grenzen – Katrin Evers
Fon +49/30/615 85 85
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