Türkei 02.12.2011

ROG kritisiert neues Internetfiltersystem

 Reporter ohne Grenzen (ROG) kritisiert die am 22. November eingeführte Filtersoftware der türkischen Telekommunikationsbehörde (BTK). In dem Filtersystem sind 130 Begriffe erfasst, die als „anstößig“ definiert sind. Türkische, englische und deutsche Wörter wie „Sex“, „Pornografie“ aber auch „gay“, „mother-in-law“ und „Verbot“ gehören dazu. Seiten mit den Begriffen werden automatisch blockiert. 

Die Anwendung der Filter ist freiwillig: Internetnutzer können die Software in zwei Varianten – „Kinder“ oder „Familie“ – bei ihren Providern anfordern. Bisher haben 22.000 der rund 11,5 Millionen türkischen Internetnutzer Software heruntergeladen. 

ROG sieht in den Blockaden einen Eingriff in die Internetfreiheit. Die Organisation fordert die türkische Regierung auf, die Funktionsweise der Software offenzulegen. Die Filterwörter seien willkürlich ausgewählt worden. ROG-Recherchen zufolge werden durch das Filtersystem nicht nur „anstößige“ oder pornografische Seiten blockiert. Die Überprüfung mit dem Online-Tool Guvenlinet ergab zum Beispiel, dass die Internetseite des Radiosenders Yasam Radyo („Radio Leben“) in der Kinderversion unzugänglich ist. Die Radiostation sendet vor allem Kulturprogramme für Minderheiten.
ROG beanstandet außerdem, dass die gelisteten Wörter von einer elfköpfigen Kommission zusammengestellt wurden, die hauptsächlich aus Staatsvertretern besteht. 
Hier gelangen Sie zur ausführlichen Meldung zum türkischen Internetfiltersystem in englischer Sprache.

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